A HOUSE TO LIVE
A PLACE TO LEARN

Wir sind in der Stadt Oświęcim, um uns an Auschwitz zu erinnern. Um zu überzeugen, dass wir aus der Vergangenheit lernen müssen. Wir zeigen, dass Oświęcim ein Ort der Begegnung, der Versöhnung und der Verständigung sein kann. Wir sind in der Stadt Oświęcim, damit Auschwitz sich nicht wiederholt.

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Erinnerung an Alfred Przybylski

81. Jahrestag des ersten Transports von Polen ins KL Auschwitz am 14. Juni 1940.

Alfred Przybylski wurde am 30. April 1919 in Dąbrowa Górnicza in Polen geboren. Schon in der Grundschule wurden seine künstlerischen Fähigkeiten bemerkt und gefördert. In der Oberschule und vor allem in dem Schlesischen Technischen Wissenschaftlichen Institut (Śląskie Techniczne Zakłady Naukowe) in Kattowitz, das er seit 1937 besuchte und in der Klasse mit dem Bauprofil ausgebildet wurde, beteiligte er sich aktiv als Redakteur und Grafiker an der Herausgabe der Zeitung „Schulecho“ („Echo Szkolne“). Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 schloss er sich der Untergrundorganisation ZCZ (Związek Czynu Zbrojnego/Verband der bewaffneten Taten) an, einer Widerstandsorganisation, die dann mit dem Verband des bewaffneten Kampfes (Związek Walki Zbrojnej) vereint wurde, später als Heimatarmee (AK) bekannt. Im Frühjahr 1940 wurde Alfred von der Gestapo verhaftet, als er versuchte, die polnisch-ungarische Grenze zu überqueren, um sich der polnischen Armee in Frankreich anzuschließen. Er wurde am 14. Juni 1940 mit dem ersten Transport polnischer politischer Häftlinge nach Auschwitz geschickt. Zu dieser Zeit war er 21 Jahre alt. Er bekam die Häftlingsnummer 471. In Auschwitz wurde er dem Baubüro-Kommando als Vermessungsgehilfe und Bautechniker im Entwurfsbüro der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei zugeteilt, die sich mit der Planung und dem Bau des Lagerkomplexes Auschwitz befasste. Unter seinen Mitgefangenen im Lager fand Alfred Przybylski Freunde fürs Leben. Darunter waren Ludwik Lawin, Häftlingsnummer 2003, und Szymon Syrkus, Häftlingsnummer 77165. Syrkus war 30 Jahre älter als Alfred und ist während der gemeinsamen zweijährigen Haft in Auschwitz zum Lehrer von Alfred geworden. Er bildete ihn zum Architekten aus. Alfred verbrachte fünf Jahre in den Konzentrationslagern von Auschwitz, Groß-Rosen und Buchenwald. Ihm gelang bei Jena die Flucht während des Fußmarsches in das Lager Dachau. Am 14. April 1945 gelangte Alfred Przybylski in die Obhut der amerikanischen Armee. Im Jahr 1947 kehrte er auf Wunsch seiner Mutter und einem Anruf von Szymon Syrkus, seinem „Lehrer aus dem Lager“, nach Polen zurück. Nach seiner Rückkehr stürzte er sich in die Arbeit, machte seinen Abschluss an einer Bauschule, legte die Reifeprüfung ab und begann ein Architekturstudium am Warschauer Polytechnikum. Er brachte seine Mutter und seine Schwester Alina nach Warschau, und ein paar Jahre später gründeten er und seine geliebte Frau Krystyna ihre eigene Familie. Die lang anhaltende Krankheit seiner Frau warf einen Schatten auf das Familienglück mit den beiden Söhnen Wojciech und Jacek.

Sein ganzes Leben lang vermied er es, den Ort zu besuchen, der früher Auschwitz hieß. Erst während des polnisch-deutschen Projekts zum Bau der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz übernahm er die Aufgabe, Berater und Partner des deutschen Architekten aus Isny, Helmut Morlok, zu sein.

Er war überzeugt, dass junge Menschen die Geschichte von Auschwitz kennenlernen müssen, um auf der Grundlage dieses Wissens eigenständig nach Wegen suchen zu können, die jedem Menschen eine bessere Zukunft sichern und das friedliche Zusammenleben aller Völker ermöglichen. Er war sich bewusst, dass sie Raum brauchen, um sich zu treffen, um einander kennen und verstehen zu lernen, um miteinander zu reden und auch Momente in Stille, in tiefer Reflexion zu verbringen. Alfred Przybylski starb wenige Wochen nach seinem 75. Geburtstag, am 21. Mai 1994 in Warschau.

 

Interview mit Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung für die IJBS in Oświęcim/Auschwitz.

IJBS in Oświęcim / Auschwitz, Juni 2021.

Welcher Mensch war Alfred Przybylski, wie ist er in Ihrer Erinnerung geblieben?

Was war für Alfred Przybylski besonders wichtig bei dem Projekt der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz?

Es soll bald in Berlin das Polen-Denkmal, ein Ort des Erinnerns und der Begegnung eröffnet werden. Was denken Sie über diese Initiative?

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