Entangled History
Deutsch-polnisch-griechischer Jugendaustausch
Vom 03.-10.10.2022 fand der zweite Teil der deutsch-polnisch-griechischen Jugendbegegnung „Entangled History“ in Thessaloniki in Griechenland statt.
Während der Begegnung beschäftigten sich die Jugendlichen aus Deutschland, Polen und Griechenland in Workshops, Führungen und Diskussionen mit der Geschichte Griechenlands im Zweiten Weltkrieg und dem Jüdischen Leben in Thessaloniki.
Die Geschichte von Thessaloniki lernten die Jugendlichen durch den Besuch der Ausstellung im Weißen Turm und einer Stadtralley zur deutschen Besatzungsgeschichte kennen. In einem Workshop und bei einem Besuch im Jüdischen Museum erfuhren die Jugendlichen über die jüdische Geschichte Thessalonikis. Thessaloniki war das Zentrum des sephardischen Judentums in Europa mit über 50.000 jüdischen Bewohner*innen. Im Jüdischen Museum vertieften die Jugendlichen aber auch ihr Wissen über die Verfolgung und Ermordung der griechischen Juden und Jüdinnen. Nach der Ausgrenzung, Verpflichtung zur Zwangsarbeit und Umsiedlung in Ghettos, begannen am 15. März 1943 die Transporte nach Auschwitz. Die meisten Menschen wurden gleich nach ihrer Ankunft ermordet, nur wenige überlebten Auschwitz. Heinz Kounio, einer der wenigen Überlebenden, recherchierte und zeichnete die Namen der 50.000 Opfer des Holocaust in Thessaloniki auf, denen im Jüdischen Museum ein Erinnerungsraum gewidmet ist.
Weiterhin stand die Beschäftigung mit der deutschen Besatzungspolitik in Griechenland gegenüber der zivilen Bevölkerung auf dem Programm. Im Rahmen der Vorbereitung des Besuchs der Märtyrerdorfes Chortiatis traf sich die Gruppe mit Angehörigen des JoveNata Ensembles, die anlässlich der Gedenkfeier am 02. September, dem Jahrestag des Massakers, das Konzert und die Performance „The leaves that remained“ aufgeführt hatten. Die Jugendlichen diskutierten mit ihnen über die geschichtlichen Hintergründe und die verschiedenen Formen der Erinnerung. Beim Massaker von Chortiatis verübten deutsche Soldaten und griechische Kollaborateure unter dem Kommando von Fritz Schubert Kriegsverbrechen, denen 149 Menschen der Zivilbevölkerung zum Opfer fielen. Durch den Ort führte die Gruppe ein Bewohner Chortiatis, der selbst Angehörige beim Massaker verloren hatte.
Außerdem stand die Vorführung des Films „Mnéme – Holocaust in Thessaloniki“, der von Schüler*innen der Deutschen Schule Thessaloniki vorbereitet wurde und ein Gespräch mit dessen Regisseur sowie ein Workshop zu Diskriminierung auf dem Programm. Zum Abschluss des Seminars entwickelten die Teilnehmer*innen in einem Workshop ein eigenes Denkmal, in dem sie die Eindrücke der Woche verarbeiteten.
Die Jugendbegegnung wurde mit finanzieller Unterstützung von Erasmus+ durchgeführt.
Organisation und Partner: Stiftung für die IJBS in Oświęcim/Auschwitz, Kreisau-Initiative e.V. Berlin, Stiftung Kreisau für europäische Verständigung, EUphoria/Griechenland, Humboldt-Gymnasium Potsdam, XXVI Liceum Ogólnokształcące im. K. K. Baczyńskiego w Łodzi/Polen