A HOUSE TO LIVE
A PLACE TO LEARN

Wir sind in der Stadt Oświęcim, um uns an Auschwitz zu erinnern. Um zu überzeugen, dass wir aus der Vergangenheit lernen müssen. Wir zeigen, dass Oświęcim ein Ort der Begegnung, der Versöhnung und der Verständigung sein kann. Wir sind in der Stadt Oświęcim, damit Auschwitz sich nicht wiederholt.

EVA FAHIDI

1925-2023

Die ungarisch-jüdische Auschwitz-Überlebende Eva Fahidi ist heute morgen im Alter von 97 Jahren in Budapest verstorben.

Mit tiefer Wehmut, Dankbarkeit und Hochachtung verabschieden sich Auschwitz-Überlebende in aller Welt von ihrer Leidensgenossin, Freundin und Wegbegleiterin Eva Fahidi, die heute im Alter von 97 Jahren in Budapest verstorben ist.

Eva Fahidi wurde 1925 im ungarischen Debrecen in einer gutbürgerlich-jüdischen Familie geboren. Sie war 18 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie im Mai 1944 nach Auschwitz deportiert wurde, wo ihre Mutter und ihre kleine Schwester Gilike direkt nach der Ankunft im Lager ermordet wurden. Ihr Vater erlag in Auschwitz wenige Monate später den unmenschlichen Lagerbedingungen. Eva Fahidi überlebte als einziges Mitglied ihrer Familie: Sie wurde von Auschwitz aus in ein Nebenlager des KZ Buchenwald  im hessischen Allendorf deportiert. 12 Stunden täglich leistete sie im dortigen KZ-Münchmühle Zwangsarbeit in einem Sprengstoffwerk. 1945 flüchtete sie auf einem Todesmarsch und wurde in ihrem Versteck von amerikanischen Soldaten befreit.

Zu Eva Fahidis Tod betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees: "Erst viele Jahre nach ihrer Befreiung begann Eva Fahidi über ihre Erinnerungen an die Ermordung ihrer Familie und ihre Existenz als Sklavenarbeiterin zu sprechen. Ihr Leben blieb geprägt vom Verlust ihrer Familie aber dennoch beharrte sie mit einem unendlich großen Herzen auf ihrer Lebensfreude und vertraute auf die Macht der Erinnerung. Eva Fahidi war ein Wunder: Ihre Erinnerungen und Befürchtungen teilte sie mit Menschen in aller Welt als erzählende Zeugin ihrer Zeit und ihres Schmerzes, als Schriftstellerin und noch im hohen Alter als Tänzerin, die diese Erinnerungen im Austausch mit einer jungen Kollegin auf viele Bühnen Europas brachte. Eva Fahidis Bücher, die sie als große Stilistin und hellsichtige Erzählerin ausweisen, werden ebenso bleiben wie ihre Befürchtungen und Warnungen angesichts populistischer Tiraden und rechtsextremer Gewalt gegen jüdische Menschen und Sinti und Roma nicht nur in ihrer ungarischen Heimat sondern in vielen europäischen Ländern. Eva Fahidi kam seit 1990 nach Deutschland, um das Gespräch nicht nur mit jungen Menschen zu suchen: Die Menschen hörten ihr gebannt zu, sie wurde geliebt und verehrt. 2020 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Weimar, auch mit dem Bundesverdienstkreuz wurde Eva Fahidi ausgezeichnet: Die Überlebenden von Auschwitz danken mit Bewunderung und Zuneigung einer großen Frau, die dem Tod von Auschwitz ihr ganzes Leben hindurch ihre Erinnerungen, ihre Kreativität und ihre Freude am Leben entgegengestellt hat."

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