A HOUSE TO LIVE
A PLACE TO LEARN

Wir sind in der Stadt Oświęcim, um uns an Auschwitz zu erinnern. Um zu überzeugen, dass wir aus der Vergangenheit lernen müssen. Wir zeigen, dass Oświęcim ein Ort der Begegnung, der Versöhnung und der Verständigung sein kann. Wir sind in der Stadt Oświęcim, damit Auschwitz sich nicht wiederholt.

JUGEND AUF DER SPURENSUCHE

DEUTSCH-POLNISCHES SEMINAR FÜR DIE FREWILLIGEN DER KAMPAGNE #STOLENMEMORY

Zwanzig Freiwillige der Kampagne #StolenMemory, die das Pfr. Stanisław Konarski-Gymnasium in Oświęcim und die Berufliche Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe vertreten, nahmen an dem Seminar teil, das vom 28.08. bis 06.09.2023 stattfand. Die Kampagne wird seit 2016 von den Arolsen Archives durchgeführt und die Aufgabe der Freiwilligen ist es, die Familien von Häftlingen deutscher Konzentrationslager ausfindig zu machen und ihnen die in den Arolsen Archives aufbewahrten sogenannten Effekten, persönliche Gegenstände, die ihnen bei ihrer Verhaftung abgenommen wurden, zurückzugeben. Die Begegnung in Bad Arolsen und Oświęcim bot den Freiwilligen die Gelegenheit, Erfahrungen aus ihren Recherchen und der Dokumentation ihrer Projekte auszutauschen und ihre Kräfte für weitere gemeinsame Recherchen zu bündeln - in den Beständen der Arolsen Archives befinden sich noch 2.500 Gegenstände, die den Familien übergeben werden müssen.

 

Die Mitarbeiter*innen der Arolsen Archives gewährten den Freiwilligen einen Einblick in die Sammlung von Dokumenten aus dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegskorrespondenz - 30 Millionen Dokumente zu 17,5 Millionen Menschen, die Opfer der deutschen Nazi-Verfolgung waren. Die Abfragen im digitalen Archiv halfen ihnen, Informationen über die gesuchten Familien und das Schicksal ihrer eigenen Angehörigen zu erhalten. Die polnischen und deutschen Freiwilligen erkundeten auch die Geschichte und Kultur des Landes Hessen und besuchten die Stadt Bad Arolsen und die Region Waldeck. Die in Bad Arolsen begonnenen Diskussionen über Strategien der Familiensuche und die Rolle von persönlichen Gegenständen und Familiengeschichten bei der Überlieferung von Geschichte wurden im zweiten Teil des Seminars in der IJBS Oświęcim/Auschwitz fortgesetzt. Die Seminarteilnehmer*innen lernten die Geschichte der Stadt Oświęcim kennen und nahmen an einem Workshop in dem Museum zum Gedenken an die Bevölkerung von Oświęcim und der Region teil, wo sie sich über die Bedingungen und Formen der Unterstützung der Auschwitz-Häftlinge durch die Bewohner*innen der Stadt und der Umgebung informierten. Bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gedachten sie der Opfer des Lagers. Begegnungen und Diskussionen mit den Archivaren des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau ergänzten ihre Kenntnisse und Fähigkeiten für die weitere Projektarbeit im Rahmen der Kampagne #StolenMemory. Zum Abschluss des gemeinsamen Treffens und der Arbeit unter der Leitung des Künstlers Łukasz Majerowski nahmen sie an einem Workshop zur Wandgestaltung teil. Sie entwickelten Skizzen für ein Wandbild, das in der Stadt Oświęcim entstehen und den „Menschen guten Willens“ gewidmet sein wird - Einwohner*innen der Region Oświęcim, die damals Auschwitz-Häftlingen halfen. Das Wandbild wird im Rahmen des Projekts „Remember Resistance 1933-45“ in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand entstehen.

 

Koordination und Seminarleitung: Elżbieta Pasternak (IJBS Oświęcim/Auschwitz), Elisabeth Schwabauer (Arolsen Archives), Claudia Schecker (Berufliche Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe/Deutschland)

 

Das Seminar ist aus den Mitteln des Deutsch-Polnisches Jugendwerk - Polsko-Niemiecka Współpraca Młodzieży (DPJW) im Rahmen des Förderprogramms „Wege zur Erinnerung” finanziert.

 

Reflexionen der Teilnehmer*innen

 

Die größte Überraschung für mich war die Intensität des Programms - jeder Tag war mit verschiedenen Aktivitäten gefüllt, jeder konnte etwas finden, das ihn besonders beschäftigte. Für mich war der interessanteste Teil des Seminars die Arbeit mit Archivcomputern - es gelang mir, Dokumente zu finden, die für meine Familie von Bedeutung sind, was mir erlaubte, Fragen zu beantworten, die seit Generationen gestellt wurden. Ich war aufrichtig berührt von der Einstellung unserer Betreuer*innen , die immer bereit waren, uns zu helfen und auch an einem trüben Tag mit einem strahlenden Lächeln zu dienen. Berührt hat mich auch das Engagement, mit dem die polnischen und deutschen Jugendlichen den Erzählungen über die Geschichte von Oświęcim und des deutschen NS-Lagers Auschwitz zuhörten. Die Neugierde und Wissbegierde, die sie an den Tag legten, gibt Hoffnung für die Zukunft und beweist, dass die Bildung über den Holocaust nicht umsonst ist.

 

Zofia Przeworska, Przeciszów

 

Dieses Seminar war eines der lehrreichsten und aufschlussreichsten Programme, die ich je besucht habe. Ich habe viele Menschen polnischer und deutscher Nationalität getroffen, die über viel Erfahrung verfügten und bereit waren, ihr Wissen und ihre Meinung zu teilen. Vor allem aber erfuhr ich mehr über das Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus und besuchte Einrichtungen, die bis heute dazu dienen, die Erinnerung an die Verbrechen und die Menschen, die durch dieses Regime verfolgt wurden, zu bewahren.

 

Jakub Sroczyński, Łowiczki

 

Das Seminar war für mich ein tolles Erlebnis, reich an neuen Erfahrungen und Erkenntnissen. Am meisten haben mich die Archivrecherchen interessiert, es war toll zu sehen, wie das in der Praxis aussieht. Überrascht haben mich die Fakten über die Familie von Waldeck, die immer noch in ihrem Schloss in Bad Arolsen residiert, diese Geschichte war mir vorher nicht bekannt, die Stadtführung in Bad Arolsen hat mein Wissen erweitert. Bewegt hat mich der Workshop mit Frau Elisabeth Schwabauer von den Arolsen Archives, der uns auf den Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau vorbereitete. Ich werde dieses Seminar als acht wunderbare Tage voller Wissen, Erfahrung und gemeinsamer fruchtbarer Arbeit in Erinnerung behalten.

 

Sabina Kwiatkowska, Oświęcim

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