Neuberufung des Beratungsgremiums "INTERNATIONALER AUSCHWITZ RAT"
Seit dem Jahr 2000 ist beim Sitz des polnischen Ministerpräsidenten der "Internationale Auschwitz Rat" angesiedelt, dessen 25 Mitglieder als internationale Experten zur Auseinandersetzung mit der Geschichte von Auschwitz und dem Holocaust vom polnischen Ministerpräsidenten für jeweils sechs Jahre berufen werden. Über viele Jahre seines Bestehens wurde das Gremium durch seinen Vorsitzenden, Prof. Wladyslaw Bartoszewski geprägt, der gegeinsam mit anderen Überlebenden des Lagers die Sicht der ehemaligen jüdischen und nicht-jüdischen Häftlinge und der internationalen Experten in viele aktuelle Konflikte helfend und lösend einbringen konnte. 2014 übergab Prof. Bartoszewski die Leitung des Gremiums an Frau Prof. Barbara Engelking. Nach dem Ende der dritten Berufungsperiode im Jahr 2018 verzichtete die polnische Regierung auf die Neuberufung des international hoch renommierten Gremiums, dem unter anderen Ronald Lauder, der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Avner Shalev als Direktor von Yad Vashem, Sara Bloomfield vom Washington Holocaust Memorial und der Auschwitz -Überlebende Roman Kent, als Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees angehört hatten und entließ die Mitglieder des Gremiums ohne weitere Informationen bezüglich dessen Fortexistenz. Aus Deutschland hatten dem Internationalen Auschwitz Rat Romani Rose, der Präsident des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma und Christoph Heubner, Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees angehört.
Mehrfach hat in den vergangenen Monaten, in denen Konflikte zwischen Israel und Polen in Sachen Erinnerungskultur massiv eskalierten, das Internationale Auschwitz Komitee darauf hingewiesen, daß die Wiederherstellung des Internationalen Auschwitz Rates im Interesse der Gedenkstätte Auschwitz, der polnisch-jüdischen Beziehungen und der internationalen Impulse, die von diesem Gremium in der Vergangenheit zu Gedenkstätten in vielen Ländern ausgegangen sind, dringend notwendig ist, um -wie in der Vergangenheit geschehen- bestehende Konflikte im Vorfeld moderieren und entschärfen zu können Die Präsidenten des IAK, Roman Kent sel.A. und Marian Turski haben dies zuletzt im Mai 2021 in einem Brief an den polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki deutlich gemacht und ihn um die Reinstallation des Gremiums gebeten.
Zur Neuberufung des 4. Internationalen Auschwitz Rates durch die polnische Regierung und die Begegnung mit Ministerpräsident Morawiecki betonte in Warschau Marian Turski, Auschwitz-Überlebender und Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees: "Ich bin gemeinsam mit anderen Überlebenden sehr dankbar für die Wiederherstellung des Internationalen Auschwitz Rates und die gestrige Begegnung mit Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, der uns die Berufungsurkunden des polnischen Regierung übergeben hat. Das ist ein wichtiger Neuanfang in komplizierten Zeiten. Die Existenz dieses Gremiums wird ein wichtiger Teil der zukünftigen Arbeit der Gedenkstätte Auschwitz sein, der ihre Internationalität ausweitet und insbesondere die Verbindungen zwischen jüdischer und polnischer Welt begleiten und bei Konflikten moderierend und beratend tätig werden kann."
Und Christoph Heubner, Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, fügte hinzu: "Gerade in der gegenwärtigen Sitation, in der zahlreiche Gedenkstätten in Europa Ziele von rechtsextremen Schmähungen und Attacken sind, ist es wichtig, daß die polnische Regierung Raum schafft für den internationalen Dialog, der nicht nur der Gedenkstätte Auschwitz sondern vor allem dem Dialog und der Erinnerungsarbeit mit jungen Menschen zu Gute kommen wird. Ich bin dankbar, daß ich Deutschland gemeinsam mit Romani Rose vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in diesem wichtigen Gremium vertreten darf. "
Für das Internationale Auschwitz Komitee ist neben dem Auschwitz Überlebenden Marian Turski auch Hannah Lessing aus Österreich in den Internationalen Auschwitz Rat berufen worden. Dem Gremium gehören Repräsentanten aus Israel, den USA,Ungarn, der tschechischen Republik, Österreich, der Ukraine, den Niederlanden, Deutschland und Polen an. Zu Vorsitzenden des Gremiums wurden der polnische Historiker Prof. Grzegorz Behrendt und Dani Dayan, Vorstandsvorsitzender der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, gewählt.