Unter den Polen, die vor 80 Jahren (14.06.1940) zum KL Auschwitz gebracht wurden, gab es viele Menschen, die Teil der Geschichte der IJBS in Oświęcim sind. Heute möchten wir an Kazimierz Albin und Jerzy Hronowski erinnern. Durch ihre Arbeit an der deutsch-polnischen Versöhnung haben Kazimierz Albin und Jerzy Hronowski unauslöschliche Spuren in unserem Haus hinterlassen und das Schicksal nachfolgender Generationen beeinflusst.
Für die jungen Menschen, die in die IJBS nach Oświęcim kommen, um etwas über und aus der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu lernen, gibt es fast keine Möglichkeit mehr, einen Zeitzeugen zu treffen. Im Bewusstsein wie wichtig die Dimension des persönlichen Zeugnisses für junge Menschen ist, baten wir unsere Freunde um ihre Erinnerungen an Kazimierz Albin und Jerzy Hronowski. Wir möchten, dass die Zeugnisse von Renate Gobbato ,Leszek Szuster, Katharina Bader, Andrzej Kacorzyk und Daniel Lörcher an die nächste Generation weitergegeben werden und damit die Geschichte der Menschen vor dem Vergessen gerettet werden, die nicht mehr bei uns sind.
Jerzy Hronowski
Jerzy Hronowski (1922 – 2006) ab 1940 Häftling des KL Auschwitz (Häftlingsnummer 227). Nach zwei Jahren entlassen, gelangte er 1943 erneut in das KL Auschwitz (Häftlingsnummer 138793) und dann in das KL Sachsenhausen. Nach dem Krieg arbeitete er u.a. als Lkw–Fahrer, Grafiker und Reiseleiter. Anfang der sechziger Jahre arbeitete er mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und dann mit der IJBS zusammen.
Es waren junge Menschen im Alter von 14-16 Jahren, deren Betreuung für mich viel Arbeit bedeutete: ich kümmere mich um das Organisatorische, um die pädagogische Begleitung und um die Führung durch das Museum. […] Ich bin glücklich, dass ich einen großen Teil meines Lebens der deutsch-polnischen Aussöhnung gewidmet habe. (aus der Buch von J. Hronowski „Leben Erinnerungen“, Oświęcim 2008)
Renate Gobbato
in den Jahren 1965 und 1966 nahm sie an Studienreisen nach Polen teil. 1968 ging sie für zwei Monate im Auftrag von Aktion Sühnezeichen Friedendienste nach Oświęcim. Bis 2005 arbeitete sie als Lehrerin in Wolfsburg. Seit über 50 Jahren mit Oświęcim verbunden.
Leszek Szuster
Direktor der Stiftung für die Internationale Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz. Initiator von Seminaren und Konferenzen basierend auf dem pädagogischen Konzept der IJBS „Auschwitz als Lernort“.
Katarina Bader
nahm 1998 an einem Seminar für junge Journalist*innen in der IJBS in Oświęcim teil. Sie studierte u.a. an der UJ in Krakau, arbeitete als Journalistin und ist derzeitig als Professorin an der Hochschule für Medien in Stuttgart tätig. Sie sitzt im Rat der Stiftung für die IJBS in Oświęcim. Autorin des Buches über J. Hronowski „Jureks Erben. Vom Weiterleben nach Überleben”.
KAZIMIERZ ALBIN
Kazimierz Albin (1922 – 2019) kam am 14. Juni 1940 als polnischer Widerstandskämpfer mit dem ersten Transport ins KL Auschwitz (Häftlingsnummer 118). 1943 gelingt ihm die Flucht aus dem Lager und er schließt sich in Krakau unter falschem Namen erneut dem Widerstand – der Armia Krajowa(Heimatarmee) an. Nach dem Krieg Besuch der Technischen Hochschule, Diplom-Ingenieur für Flugzeugbau, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Vorstandsmitglied von „TOnO-Gesellschaft zur Betreuung von Auschwitz”.
„Trotz der vielen Begegnungen, die in der IJBS stattgefunden haben, bin ich jedes Mal von dem besonderen Interesse junger Deutscher und Polen an diesen schwierigen Themen gerührt“(2011).
Andrzej Kacorzyk
Direktor des Internationalen Zentrums für Bildung über Auschwitz und den Holocaust, Vize-Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau in Oświęcim. Er sitzt im Rat der Stiftung für die IJBS in Oświęcim.
Daniel Lörcher
Abteilungsleiter Corporate Responsibility bei Borussia Dortmund. Organisiert seit bald 10 Jahren Gedenkstättenfahrten nach Polen im Rahmen der Arbeit des BVB gegen Diskriminierung und Antisemitismus und arbeitet dabei mit der IJBS zusammen.
Mehr über den ersten Transport
https://artsandculture.google.com/exhibit/rwKylRks2DKmKA?hl=en